Die Klimagruppe Königswinter und der Bürgerverein Vinxel hatten am 6. November zum Thema „Nachhaltiges Leben in Zeiten des Wandels“ eingeladen. Mit Prof. Dr. Norbert Pütz präsentierte sich ein Referent, der nicht nur fachlich versiert, sondern auch mit viel persönlichen Elan, Empathie und in verständlicher Sprache dieses komplexe Thema in 90 Minuten umfassend vorstellte.
Etwa 40 interessierte Bürgerinnen und Bürger fanden sich zum Vortrag im Bürgerkeller ein und erhielten eine ganze Palette von Anregungen, wie und was jede und jeder Einzelne zum Klimaschutz beitragen kann – und dabei ggf. noch an Lebensqualität gewinnt.
Zusammenfassung:
Prof. Dr. Pütz baut seinen Vortrag auf 5 Schlüsselwörtern auf: Nachhaltigkeit, Handeln, Wertschätzung von Leben, Sonne und Wasser.
Unter der Nachhaltigkeit betont er unsere Verantwortung für einen Weg in eine enkelgerechte Zukunft. Dieser Weg sollte unter Berücksichtigung von sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekten des Handelns erfolgen.
Als Handeln sieht er eine ethische Maxime als wichtige Richtschnur. Sie sollte auf Wertschätzung und Nachhaltigkeit beruhen. Wertschätzung und Nachhaltigkeit beziehen sich dabei auf die Natur, Tiere und den Menschen. Z.B. werden Massentierhaltung, Schmierereien auf öffentlichen Flächen, Waldlabholzungen, Wasserverschmutzungen, Müllvandalismus, Respektlosigkeit/ Gewalt gegenüber Einsatz- und Rettungskräften (Aufzählung nur exemplarisch) solchen ethischen Maximen nicht gerecht.
Sonne/ CO2
Zur Problematik der CO2-Emissionen, die letztlich für unsere Klimaveränderungen verantwortlich gemacht werden, gibt es einige einleuchtende Beispiele:
Eine Tonne Kohlendioxid lässt 3 qm Arktis-Eis schmelzen. Ein Flug nach San Francisco (hin und zurück) z. B. lässt 5 qm Arktis-Eis verschwinden, pro Passagier! Unsere PKWs tragen bekanntermaßen auch zum CO2-Ausstoß bei: Etwa 440 Liter Treibstoff erzeugen eine Tonne
CO2.
Ebenso hat die Art unserer Nahrungszusammensetzung Einfluss auf unsere CO2-Emissionen: Der Verzehr einer Mischkost erzeugt 1750 kg CO2, bei Vegetariern reduziert sich der Anteil auf 1290 kg CO2 und bei Menschen, die sich in erster Linie vegan ernähren, auf etwa 1005 kg CO2 (pro Person pro Jahr).
Containerschiffe bringen aus Übersee Konsumgüter zu uns. Diese Schiffe verbrauchen auf hoher See am Tag 180 Tonnen Diesel, das macht 393 Tonnen CO2. Das Ganze lässt also pro Tag 1179 qm Arktis-Eis schmelzen. Je nach Größe der Containerschiffe variiert dieser Wert. Dabei bergen die transportierten Konsumgüter selbst viele Problembereiche: CO2-Emisionen beim Transport, die Art der Produktion und Fairtrade, Umweltverschmutzung, Ressourcen Ausgangsstoffe, benötigte Energie- und Wassermenge.qualität gewinnt.
Wasser / virtuelles Wasser
Wasser / virtuelles Wasser (bezeichnet die Menge Wasser, die tatsächlich für die Herstellung eines Produkts anfällt). Der Mensch hinterlässt nicht nur einen CO2-Fußabdruck, sonderm auch einen Wasser-Fußabdruck. In Deutschland nutzt jeder Mensch durchschnittlich 128 Liter Wasser pro Tag im direkten Wasserverbrauch. Zusätzlich gibt es einen indirekten Wasserverbrauch für die Produktion von Waren, die in Deutschland produziert und konsumiert werden und weiter einen indirekten Wasserverbrauch in anderen Ländern für Produkte, die in Deutschland konsumiert werden. Hier einige Produkte mit der jeweils benötigten Wassermenge für deren Herstellung (nur als Beispiele):
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- Microchip 32 Liter
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- T-Shirt 2.400 Liter
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- Jeanshose 8.000 Liter
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- 1 Kg Rindfleisch 15.000 Liter, ein 200 Gramm Steak verbraucht also etwa 3.000 Liter.
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- 1 Kg Weizen 1840 Liter. Mit 3.000 Liter Wasser können immerhin 1,63 Kg Weizen produziert
werden.
- 1 Kg Weizen 1840 Liter. Mit 3.000 Liter Wasser können immerhin 1,63 Kg Weizen produziert
Allein für die Produktion von 600.000 Tonnen Tomaten, Paprika und Auberginen aus Almería (Spanien) für die Deutschen Supermärkte werden 150.000 Kubikmeter Wasser benötigt. Wasser, dass in der Gegend von Almería absolute Mangelware ist. Werden für den Wasser-Fußabdruck in Deutschland auch die indirekten Verbrauchsmengen eingerechnet, liegt der Wasserverbrauch in Deutschland pro Person bei etwa 4000 Litern pro Tag!
Was ist zu tun?
Es stellt sich die berechtigte Frage: was kann man machen? Um Verboten und Verzicht zuvorzukommen, um den Kopf nicht in den Sand zu stecken, kann jeder „aktiv im Rahmen seiner Möglichkeiten bewusst handeln und konsumieren“. Es benötigt eine nachhaltige Lebensführung in Zeiten des Wandels. Einige Beispiel, die nur Anregungen sein können und auf keinen Fall als Bevormundung missverstanden sein sollen:
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- Sparsamer und gerechter Umgang mit den Ressourcen Energie (Strom, fossile
Brennstoffe), Nahrungsmittel und Wasser
- Sparsamer und gerechter Umgang mit den Ressourcen Energie (Strom, fossile
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- Den Fleischkonsum überdenken und ggf. durch mehr pflanzliche Nahrung ersetzten
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- Über die Herkunft der Nahrungsmittel und Konsumgüter nachdenken und ggf.
nachjustieren. Gibt es ähnliche Produkte auch aus regionaler Herstellung?
- Über die Herkunft der Nahrungsmittel und Konsumgüter nachdenken und ggf.
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- Komme ich auch mit weniger Kleidung im Kleiderschrank aus? Muss immer alles neu
sein?
- Komme ich auch mit weniger Kleidung im Kleiderschrank aus? Muss immer alles neu
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- Muss es wirklich ein neues Gerät sein oder ist eine Reparatur möglich (Repair Cafe)?
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- Jedes Jahr ein neues Smartphone oder ein neues Auto?
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- Muss ich immer den privaten PKW nehmen oder kann eine Fahrt mit dem
öffentlichen Nahverkehr oder der Deutschen Bundesbahn unter Umständen nicht viel
entspannter sein (wenn die Deutsche Bundesbahn denn fährt!).
- Muss ich immer den privaten PKW nehmen oder kann eine Fahrt mit dem
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- …und manchmal tut es vielleicht auch schon das Fahrrad.
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- Und wenn das nicht geht, könnte Carsharing eine Alternative sein?
Ein motivierendes Fazit von Prof. Dr. Norbert Pütz lautet am Ende: wenn jeder Mensch in Deutschland „ein bisschen“ verändert, wäre es am Ende ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wir haben nur diese eine Erde und in dieser Welt sollten wir, unsere Kinder und unsere Kindeskinder gut leben können!
Mehr Informationen zum Thema Klimaschutz finden sich auf der Homepage
www.klimagruppe-koenigswinter.de
Dort werden auch weitere Vorträge zum Thema angekündigt.
Carsharing
Nicht zuletzt wurde zum Ende der Veranstaltung noch auf die Möglichkeiten des Carsharings
hingewiesen. Sich damit zu beschäftigen ist sicher für all diejenigen Bürgerinnen und Bürger
interessant, die nur gelegentlich einen PKW benötigen. Dann rechnet sich die Beteiligung am
Carsharing auch finanziell, jedenfalls gemessen an den Kosten, die ein eigener PKW jährlich
verursacht. Eine genossenschaftliche Organisation hier in der Nähe, die sich u.a. mit dieser
Thematik auseinandersetzt, ist die BürgerEnergie Rhein-Sieg:
https://be-rhein-sieg.de/carsharing.html
Sie würde in Vinxel eine Carsharing-Station (E-Mobilität) installieren und eine weitere
Ladestation für privat genutzte E-Autos.
(Bericht: Hans-Josef Haas & Christoph Kley)