Kommentar – Neue Baugebiete und empirica-Studie

Die Stadt Königswinter hat ein Ziel ausgerufen. Sie möchte innerhalb der nächsten 15 Jahre um 10% wachsen und Ihre Einwohnerzahl von 42.000 auf 46.000 steigern.

Politik und Stadt stellen sich vor, den größten Teil des Bevölkerungswachstums im Kirchspiel Stieldorf zu realisieren. Insgesamt handelt es sich dabei um 21,9 ha potentielle Baufläche im Kirchspiel. Allerdings hinkt die empirica-Studie der Wirklichkeit schon hinterher. Im Aufstellungsbeschluss vom 21.06.2017 wurde gerade die Fläche am Kapellenweg von 4,1 ha auf 9,4 ha vergrößert. Nimmt man noch die anvisierte Potentialfläche nördlich des Kapellenwegs*, so wie in der empirica-Studie untersucht, hinzu, kommt man auf eine Fläche von 16,9 ha alleine in Vinxel. Ein Drittel der von der Stadt Königswinter ausgerufenen Potentialflächen (49,7 ha) würden sich somit in Vinxel befinden. Dies würde sicherlich eine Verdopplung der Einwohnerzahl von Vinxel bedeuten.

Politik und Stadt haben vollendete Tatsachen geschaffen, indem sie vor Veröffentlichung der empirica-Studie den Aufstellungsbeschluss zur Erstellung eines neuen Baugebietes in Vinxel gefasst haben. Jetzt kann die Stadt den neuen Bebauungsplan mit 9,4 ha Baufläche in Vinxel erstellen, ungeachtet der Ergebnisse und Empfehlungen der empirica-Studie.

Abermals wird Vinxel in dieser Studie eine schlechte Infrastruktur bescheinigt. Daher haben wir die Ansicht, dass die Infrastruktur ungeeignet für solch einen Einwohnerzuwachs wäre. Es ist höchst zweifelhaft, ob Vinxel bei einem solchen von der Stadt und Politik gewollten Wachstum die Infrastruktur erhält, die eigentlich angemessen wäre. Woher kommt das Geld für die Infrastruktur? Schließlich muss man nicht nur die Infrastruktur für die Neubürger schaffen, sondern auch die, die jetzt schon fehlt. Auch wenn die Stadt durch einen kommunalen Baulandbeschluss beim Verkauf am Kaufpreis beteiligt werden würde – kommt denn das Geld auch komplett der Infrastruktur zu Gute und reicht es überhaupt aus?

Nicht betrachtet wurde in der empirica-Studie, wieweit die vorhandene Infrastruktur geeignet ist, um die Wohnraumbebauung auszuweiten und welche Infrastrukturmaßnahmen z.B. für Schule und Verkehr mit diesem Einwohnerzuwachs verbunden sind. Aber wie kann eine Studie Bebauungsempfehlungen mit Priorisierungen aussprechen, wenn diese notwendigen Infrastrukturmaßnahmen überhaupt nicht beachtet wurden? Auch wurden keine weiteren Baugebiete als die angegebenen 10 Potentialflächen betrachtet. Wie diese ausgesucht wurden, bleibt ein Geheimnis.

Und was ist mit den neuen Baugebieten in Ungarten und Rohleber? Wie wird sich der Verkehr entwickeln?
In Wirklichkeit will man den Druck auf die Südtangente erhöhen. Warum sollten so geballte Baumaßnahmen in einem Radius von 1000m durchgeführt werden, ungeachtet der aktuell vorhandenen Infrastruktur? Natürlich wird die Politik und die Stadt dies nicht zugeben, aber das Offensichtliche kann ja nicht verschwiegen werden.

Die Südtangente mit dem Venusbergtunnel wird nicht direkt zur Entlassung des Gebietes beitragen. Als Verbindung zwischen A3 und A4 wird das der zeitlich kürzeste Weg zwischen dem Süden Deutschlands und dem Weg in die Niederlande sein. Zumal kann damit das Heumarer Dreieck umfahren werden. Diese Verbindung wird massiven Verkehr anziehen und wer jetzt schon mal erlebt hat, was mit dem Verkehr der Südbrücke passiert, wenn ein Fahrstreifen auf der Nordbrücke gesperrt ist, kann sich schwerlich eine Entlastung vorstellen, wenn der ganze Durchgangsverkehr angezogen wird.

Wir Einwohner von Vinxel stellen uns nicht komplett gegen Veränderung und Wachstum. Der überwiegende Teil der hier lebenden Einwohner sind hinzugezogen und wie können wir das verwehren, was wir erhalten haben.

Ja, wir sind für einen Wandel, aber dieser muss moderat ausfallen und an die Infrastruktur angepasst sein.

Und der dörfliche Charakter von Vinxel muss erhalte bleiben, deswegen leben wir hier und lieben ja Vinxel.

Dr. Rami Rabahieh
(Beisitzer im Vorstand Bürgerverein Vinxel e.V.)

Der Kommentar spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider.

*Die Bezeichnung der Potentialfläche “nördlich des Kapellenwegs” wurde aus der empirica-Studie übernomen. Möglicherweise wurden dort die Bezeichnungen der beiden Vinxeler Potentialflächen vertauscht.